Queere Literaturgeschichte

Veröffentlicht am 23. Juni 2025 um 11:55

 

🏛️ 

Antike bis Frühe Neuzeit

 

 

 

Antike

 

 

  • Sappho (ca. 600 v. Chr.): Griechische Dichterin von der Insel Lesbos; schrieb leidenschaftliche Gedichte über Frauen – Ursprung des Begriffs „lesbisch“.
  • Platon: In Symposion und anderen Werken thematisiert er homoerotische Liebe als geistige Verbindung.

 

 

 

Mittelalter

 

 

  • Queere Themen wurden kaum offen dargestellt, oft nur codiert (z. B. als enge „Freundschaften“).
  • Einige Texte wie die Troubadourlyrik oder höfische Minne konnten homoerotische Subtexte haben, wurden aber in späteren Epochen oft uminterpretiert.

 

 

 

 

 

🖋️ 

18.–19. Jahrhundert: Zwischen Codierung und Tabu

 

 

  • Johann Wolfgang von Goethe, Werther: Freundschaft zwischen Werther und Wilhelm wurde teils queer gelesen.
  • Oscar Wilde (UK): Schrieb über „ästhetische“ Männerfreundschaften. Wurde 1895 wegen „homosexueller Unzucht“ verurteilt. The Picture of Dorian Gray ist ein queeres Kultwerk.
  • Karoly Maria Kertbeny: Führte 1869 den Begriff „Homosexualität“ ein – war selbst Schriftsteller.

 

 

 

 

 

🌈 

20. Jahrhundert: Sichtbarkeit und Subversion

 

 

 

Frühe Moderne

 

 

  • Thomas Mann: Der Tod in Venedig (1912), homoerotische Anziehung zwischen einem älteren Mann und einem Jungen – in kunstvoll-symbolischer Sprache.
  • Virginia Woolf: Orlando (1928) – ein Roman über eine Figur, die im Laufe von Jahrhunderten das Geschlecht wechselt. Inspiriert von ihrer Beziehung zu Vita Sackville-West.
  • Christopher Isherwood: Goodbye to Berlin (1939), Vorlage für das Musical Cabaret – porträtiert queeres Leben im Berlin der Weimarer Republik.

 

 

 

Nachkriegszeit & 1960er/70er

 

 

  • James Baldwin (USA): Giovanni’s Room (1956), behandelt offen homosexuelle Liebe.
  • Jean Genet (Frankreich): Subversive, homoerotische Literatur über Außenseiter und Kriminelle.
  • In der DDR gab es kaum offene queere Literatur – Werke mit solchen Tendenzen wurden zensiert oder verschlüsselt geschrieben.

 

 

 

 

 

📚 

Seit den 1980ern: Emanzipation, AIDS-Krise, neue Stimmen

 

 

  • Die AIDS-Krise prägte viele Werke: z. B. Paul Monette, Borrowed Time – sehr persönliche Texte über Verlust.
  • Judith Butler (1990): Gender Trouble – theoretisches Werk, das die Geschlechteridentität als soziales Konstrukt hinterfragt (Grundlage der Queer Theory).
  • Queere Autor*innen aus dem Globalen Süden begannen, ihre Erfahrungen sichtbar zu machen: z. B. Witi Ihimaera (Neuseeland), Shyam Selvadurai (Sri Lanka/Kanada), Chinelo Okparanta (Nigeria/USA).

 

 

 

 

 

🆕 

21. Jahrhundert: Vielfalt, Intersektionalität, Mainstream

 

 

  • Ocean Vuong (On Earth We’re Briefly Gorgeous, 2019): Lyrische Coming-of-Age-Erzählung eines schwulen vietnamesisch-amerikanischen Jungen.
  • Sasha Marianna Salzmann (Außer sich, 2017): Erzählt von queerer Identität, Migration, jüdischer Herkunft – aus post-sowjetischer Perspektive.
  • Juno Dawson, Nonbinary-Autor*innen wie Akwaeke Emezi (Freshwater, 2018): stellen Geschlechtergrenzen literarisch in Frage.
  • Young Adult Queer Lit boomt: Sichtbarkeit in der Jugendkultur nimmt stark zu.

 

 

 

 

 

🔍 Themen queerer Literatur

 

 

  • Identitätsfindung / Coming Out
  • Zwischenräume: Zwischen Gender, Sexualität, Kulturen, Nationen
  • Queer Trauma & Heilung
  • Liebe, Begehren und Körperlichkeit
  • Kritik an Heteronormativität und Patriarchat

 

 

 

 

 

🔖 Buchempfehlungen (modern & klassisch)

 


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