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Antike bis Frühe Neuzeit
Antike
- Sappho (ca. 600 v. Chr.): Griechische Dichterin von der Insel Lesbos; schrieb leidenschaftliche Gedichte über Frauen – Ursprung des Begriffs „lesbisch“.
- Platon: In Symposion und anderen Werken thematisiert er homoerotische Liebe als geistige Verbindung.
Mittelalter
- Queere Themen wurden kaum offen dargestellt, oft nur codiert (z. B. als enge „Freundschaften“).
- Einige Texte wie die Troubadourlyrik oder höfische Minne konnten homoerotische Subtexte haben, wurden aber in späteren Epochen oft uminterpretiert.
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18.–19. Jahrhundert: Zwischen Codierung und Tabu
- Johann Wolfgang von Goethe, Werther: Freundschaft zwischen Werther und Wilhelm wurde teils queer gelesen.
- Oscar Wilde (UK): Schrieb über „ästhetische“ Männerfreundschaften. Wurde 1895 wegen „homosexueller Unzucht“ verurteilt. The Picture of Dorian Gray ist ein queeres Kultwerk.
- Karoly Maria Kertbeny: Führte 1869 den Begriff „Homosexualität“ ein – war selbst Schriftsteller.
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20. Jahrhundert: Sichtbarkeit und Subversion
Frühe Moderne
- Thomas Mann: Der Tod in Venedig (1912), homoerotische Anziehung zwischen einem älteren Mann und einem Jungen – in kunstvoll-symbolischer Sprache.
- Virginia Woolf: Orlando (1928) – ein Roman über eine Figur, die im Laufe von Jahrhunderten das Geschlecht wechselt. Inspiriert von ihrer Beziehung zu Vita Sackville-West.
- Christopher Isherwood: Goodbye to Berlin (1939), Vorlage für das Musical Cabaret – porträtiert queeres Leben im Berlin der Weimarer Republik.
Nachkriegszeit & 1960er/70er
- James Baldwin (USA): Giovanni’s Room (1956), behandelt offen homosexuelle Liebe.
- Jean Genet (Frankreich): Subversive, homoerotische Literatur über Außenseiter und Kriminelle.
- In der DDR gab es kaum offene queere Literatur – Werke mit solchen Tendenzen wurden zensiert oder verschlüsselt geschrieben.
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Seit den 1980ern: Emanzipation, AIDS-Krise, neue Stimmen
- Die AIDS-Krise prägte viele Werke: z. B. Paul Monette, Borrowed Time – sehr persönliche Texte über Verlust.
- Judith Butler (1990): Gender Trouble – theoretisches Werk, das die Geschlechteridentität als soziales Konstrukt hinterfragt (Grundlage der Queer Theory).
- Queere Autor*innen aus dem Globalen Süden begannen, ihre Erfahrungen sichtbar zu machen: z. B. Witi Ihimaera (Neuseeland), Shyam Selvadurai (Sri Lanka/Kanada), Chinelo Okparanta (Nigeria/USA).
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21. Jahrhundert: Vielfalt, Intersektionalität, Mainstream
- Ocean Vuong (On Earth We’re Briefly Gorgeous, 2019): Lyrische Coming-of-Age-Erzählung eines schwulen vietnamesisch-amerikanischen Jungen.
- Sasha Marianna Salzmann (Außer sich, 2017): Erzählt von queerer Identität, Migration, jüdischer Herkunft – aus post-sowjetischer Perspektive.
- Juno Dawson, Nonbinary-Autor*innen wie Akwaeke Emezi (Freshwater, 2018): stellen Geschlechtergrenzen literarisch in Frage.
- Young Adult Queer Lit boomt: Sichtbarkeit in der Jugendkultur nimmt stark zu.
🔍 Themen queerer Literatur
- Identitätsfindung / Coming Out
- Zwischenräume: Zwischen Gender, Sexualität, Kulturen, Nationen
- Queer Trauma & Heilung
- Liebe, Begehren und Körperlichkeit
- Kritik an Heteronormativität und Patriarchat
🔖 Buchempfehlungen (modern & klassisch)
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